Im September 2014 bemerkten zwei Polizisten auf der Hackerbrücke nahe der Festwiese einen schwankenden Radfahrer. Am Randstein des Gehwegs blieb er hängen und fiel vom Rad. Als der 48-jährige Ingenieur wieder aufsteigen wollte, stürzte er erneut. Die Polizisten eilten herbei, um ihn zu kontrollieren.
Machtvoll schmetterte der betrunkene Radfahrer den Beamten entgegen: "Woast, wos i euch Hanswurschtn sag, i zahl euch zwei Deppen". Die verbale Attacke blieb nicht ohne Wirkung: Die Polizisten brachten den Schluckspecht umgehend ins Institut für Rechtsmedizin, wo eine Blutprobe durchgeführt wurde. Resultat: eine Blutalkoholkonzentration (BAK) von 1,56 Promille.
Angeklagt wegen Beamtenbeleidigung und Trunkenheit auf dem Fahrrad stand der Ingenieur schließlich vor dem Amtsgericht München (941 Cs 433 Js 201067/14). Die Polizisten sagten als Zeugen aus, der Mann habe bei der Kontrolle gelallt und so gewankt, dass er sich hinsetzen musste. Doch der Radfahrer konnte sich an nichts mehr erinnern — außer eben daran, dass er auf dem Oktoberfest gewesen war.
Einerseits liege die BAK von 1,56 Promille knapp unter dem Wert (1,6 Promille), der bei Fahrradfahrern den Grenzwert für absolute Fahruntüchtigkeit darstelle, so die Amtsrichterin. Andererseits: Wenn ein alkoholisierter Radfahrer diesen Grenzwert nicht erreiche, aber alkoholbedingt erhebliche Ausfallerscheinungen zeige, sei das ebenfalls strafbar. Denn solche Phänomene belegten, dass der Radfahrer in die Pedale trat, obwohl er objektiv fahruntüchtig war.
Um eine Geldstrafe komme der Ingenieur daher nicht herum: Er habe auf der Heimfahrt das Rad nicht kontrollieren können und sei obendrein bei seiner Kommunikation mit den Beamten "verbal entgleist". Nur die MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) bleibe ihm erspart — die werde bei Radfahrern erst ab 1,6 Promille angeordnet.
2.000 Euro Geldbuße brummte die Amtsrichterin dem Ingenieur auf und berücksichtigte dabei sein gutes Einkommen. Strafmildernd wirkte sich aus, dass der nicht vorbestrafte Mann die Vorwürfe einsah und sich bei den Polizisten entschuldigt hat.